Politik & Kirche – eine Herausforderung

Veröffentlicht am: 29.09.22 | 1 Kommentar

Es gibt Zeiten, da geht es nicht anders, als zu reagieren oder die Stimme zu erheben.

Wenn Gerechtigkeit mit Füssen getreten wird. Wir leben nur auf dieser einen Erde,

wo einzelne Menschen mit Macht ganz einfach anderen grossen Schaden zufügen können.

Die Welt – wir hier umgeben von einer Vielfalt anderer schützenswerter Lebewesen.

Jeden Tag wird dies überall missachtet. Christinnen und Christen träumen von einer Welt, dem Reich Gottes, ohne Tränen, ohne Trauma, ohne Trauer.

Deshalb darf die aktuelle Situation unserer Welt auch in der Kirche Raum einnehmen. Um gemeinsam zu bedenken, wie zu reden und zu handeln ist.

Geschrieben von Friederike Herbrechtsmeier


1 Kommentar zu “Politik & Kirche – eine Herausforderung”

  1. Friederike Herbrechtsmeier sagt:

    Gegen eine Vermischung von Politik und Religion

    Gedanken von Robert Nef, Publizist aus St. Gallen

    Politik, Religion und Moral werden heute immer sorgloser miteinander verbunden. Wenn Zwang, Solidarität, Sympathie und Liebe nicht mehr klar voneinander unterschieden werden, verschwinden auch die damit verknüpften persönlichen Verantwortlichkeiten in einem kollektiven Einheitsbrei. Der Sozialstaat hat die Tendenz vom mitmenschlichen sozialen Engagement zu dispensieren. Man muss nicht mehr vom Eigenen geben, sondern der Staat verteilt das um, was anderen weggesteuert wird. Es ist doch viel angenehmer, wenn via Steuern und staatsangestellte Funktionäre das anspruchsvolle Ermitteln von mitmenschlichen Bedürfnissen und Zuwendungs-Defiziten wenigstens teilweise wegfällt. Die Politik soll aus dieser Sicht den letztlich religiösen Wunschtraum nach mehr sozialer Gerechtigkeit pauschal und generell erfüllen.
    Weit verbreitet ist die These, das Christsein müsse sich im Staat durch sozialistisches oder sozialdemokratisches Engagement bewähren, da nur dieses die Politik mit Solidarität und Mitmenschlichkeit verknüpfe. Diese Auffassung blendet aus, dass der Sozialismus ideengeschichtlich im Materialismus und im naturwissenschaftlichen Determinismus wurzelt, in dem ursprünglich weder die Religion noch die Freiheitsidee Platz hatte. Wenn das (materielle) Sein das (ideelle) Bewusstsein abschliessend bestimmt, geht es in der Politik nur darum, die Gesetze der Menschen mit den Gesetzen, die den Gang der Natur und den Gang der Geschichte bestimmen, in Einklang zu bringen. Für Phänomene wie Freiheit, Barmherzigkeit und Nächstenliebe oder gar für das Wagnis der Feindesliebe gibt es in diesem Weltbild wenig Raum.
    Ob man als Sozialist die einzige mit der Natur und mit dem «richtigen Bewusstsein» des Menschen kompatible soziale Ordnung auf demokratischem Weg (bei dem die Mehrheit eine Minderheit zwingt), oder auf diktatorischem Weg (bei dem die einsichtige Minderheit die uneinsichtige Mehrheit zwingt) verwirklichen will, ist lediglich eine methodische Frage, die bekanntlich zur Spaltung des Sozialismus in einen revolutionär klassenkämpferischen und einen evolutionär demokratischen Flügel geführt hat.
    Selbstverständlich hat es unter Sozialisten verschiedene Versuche gegeben, die zunächst zwingend aus dem naturwissenschaftlichen Sein abgeleiteten sozialen Bedürfnisse und Ansprüche auch mit dem christlichen Liebesgebot in Übereinstimmung zu bringen. Man hat das Ideal der klassenlosen Gesellschaft mit dem Ideal einer Gesellschaft verknüpft, in der jeder dem andern aus Liebe und in Liebe dient. Aus dieser Sicht ist es aber in einer politischen Gemeinschaft unabdingbar, dass – mindestens in einer Übergangsphase – jene, die nicht aus einer im Glauben verwurzelten christlichen Liebe, sozial, hilfsbereit und solidarisch sind, notfalls eben durch politischen Zwang dazu gebracht werden.
    Die christliche Liebe wirkt als der Wind in den Segeln, der das Gesellschaftsschiff ans Ufer des sozialistischen irdischen Paradieses bringen soll, und der Staat ist der Zwangsmotor, der bei allfälligen Flauten aushilft, die Fahrt beschleunigt und erträglicher macht, u.a. durch erzwungene Umverteilung und steuerfinanzierte Sozialpolitik.
    Das tönt plausibel, ist aber höchst fragwürdig, weil sich Liebe und Zwang in letzter Konsequenz gegenseitig ausschliessen. Das ist auch der polit-psychologische Grund, warum in den gescheiterten und noch existierenden Experimenten des real existierenden Sozialismus der Staat alles andere als abgestorben ist, sondern immer totalitärer wurde. Bisher haben alle sozialistischen Experimente, auch das chinesische, dazu geführt, dass der Staat mächtiger, zentralistischer und nationalistischer geworden ist und die für Christen wichtige Bereitschaft zur mitmenschlichen Hilfe und zur Hilfe zur Selbsthilfe deutlich abgenommen hat.

Schreiben Sie einen Kommentar zu Friederike Herbrechtsmeier Antworten abbrechen

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert